Donnerstag, 9. Oktober 2014

wir tun's nochmal!

Let's get dirty!
Am Samstag wird sich ein buntes Team, in das auch ich mich mischen durfte, zum 4. Tough Run zusammen mit mehreren Hundert weiteren Verrückten einfinden. Ein Teil von uns darf als Wiederholungstäter bezeichnet werden (siehe hierzu: hart, härter, Croft meets Rambo) ein anderer Teil stellt sich der Herausforderung zum ersten Mal.
Da wir uns aber in Bezug auf

Samstag, 5. Juli 2014

hoch hinaus!

In den vergangenen Tagen muss ich feststellen, dass neue Medien und soziale Netzwerke ein ziemlicher Fluch sein können. Immer wieder erinnern sie mich daran, dass heute der Zermatt (Ultra) Marathon stattgefunden hat. Mein bislang schönster Lauf, und an so ein besonderes Highlight denkt man doch gerne zurück.

Und nun, von sentimentalen Gefühlen eingenommen, hab ich mal auf der Festplatte gesucht- und gefunden. Und da ich ja mittlerweile gerne jeden, den es interessiert dran teilhaben lasse wie es mir während des Laufens so (er)ging... ;-)




da waren Verpackungskünstler am Werk!
Am 5. Juli, einen Tag vor dem Zermatt Marathon ging es los. Mit dem Auto in Richtung Wallis. Ein volles Auto, ein paar Euro, überwiegend Laufkleider und Schuhe, ein Zelt und den Startplatz (für mich) beim Zermatt (Ultra) Marathon. Ansonsten vollkommen ohne Plan, was die nächste Woche bringen wird. Also ins Navi erstmal "St. Niklaus" einprogrammiert, der Startort der Veranstaltung auf 1116 m.Ü.M., in dem ich meine Startunterlagen in der Schule erhielt. Im Startpreis von 119 CHF waren 3 Tage Bahnfahrt von Visp nach Zermatt (und zurück), die Fahrt mit der Gornergratbahn, ein Finisher TShirt, eine (wirklich tolle!) Medaille, ein Buff, ein Starterbeutel, Wärmefolie im Ziel, sowie gut bestückte Verpflegungsstellen in regelmäßigen Abständen. Da kann Läufer nicht meckern!
Nachdem ich also meinen Starterbeutel endlich in den Händen hielt, ging es zunächst für uns zur Tourist Info, schließlich mussten wir ja auch irgendwo schlafen. Der Campingplatz in Niedergrächen überzeugte durch seine Lage, also ging es den Berg rauf., um uns für ein paar Tage häuslich einzurichten.
Die Aussicht- ein Traum!


Starterbeutel und Startnummer...

Viel Zeit zum akklimatisieren blieb ja nun nicht mehr, aber das wird schon irgendwie passen (dachte ich). Am Abend ging es dann noch hoch nach Grächen, welches auf einer Höhe von 1619 m ü.M. liegt, um zumindest die Beine nach der Autofahrt noch ein wenig im Kneipp Becken zu erfrischen.
Zeitig ging es dann ins Bett, und am morgen, der wettertechnisch versprach einen tollen Tag folgen zu lassen, wieder früh raus. Adam, der selbst keinen Startplatz hatte und so einfach ab St. Niklaus mal so 40 km drehen wollte, fuhr mich schon sehr früh zum Start, damit wenigstens die Aufregung etwas abklingen konnte und blieb bis der Startschuss fiel auch bei mir. Er selbst plante, einige Zeit nach dem Start in die gleiche Richtung los- und später wieder zurück zulaufen. Einen etwas längeren Trainingslauf für den 24 h Lauf, der für Juli noch auf seinem Plan stand.


vor dem Start... lächeln klappt noch!

Es gab zwei Startgruppen: 8:40 für die Eliteläufer, 8:45 für die breite Masse der Marathonis und Ultras. Nachdem 2011 die Elitläufer nach den Ultras starteten wurde das ganze offensichtlich nochmal überdacht und optimiert.
Zu der Option Ultra gibt es noch zu erwähnen, dass diese im Jahr 2011, anlässlich des Jubiläums (10. Zermatt Marathon) ausgetragen wurde. In den ersten beiden Jahren, also 2002 und 2003, befand sich das Ziel des Marathons noch auf dem Gornergrat (3089 m ü.M.). Verschiedene Gründe bewegten die Veranstalter jedoch dazu, das Ziel auf den Riffelberg (2582 m. ü.M.) zu verlegen.  Bei besagtem Jubiläum gab es dann die Möglichkeit, als Ziel den Gornergrat zu wählen. Knapp 3 km mehr, dafür aber fast 500 Höhenmeter auf dieser kurzen Distanz. Das bei der dünnen Luft... hui!
Ab 2013 wird es die Ultraoption, mit einer auf 500 Teilnehmer limitierten Anzahl an Startplätzen, nun jährlich geben.



Start
Diese Aufregung vor dem Start war einfach unglaublich. Mein erster Bergmarathon. Noch dazu auf diese Höhe. Noch nie bin ich höher als auf 2000 Hm gelaufen. Einige ganz liebe Läufer der saarländischen Läufergemeinde liefen den Ultra bereits 2011. Und so ließ ich natürlich keine Gelegenheit aus, sie zu löchern. Daher war mir auch bekannt, dass er eher zu den "einfacheren" Bergmarathons zählt, sofern man denn hier von einfacher reden kann. Es geht zwar hoch hinaus, der Untergrund ist jedoch nicht sonderlich anspruchsvoll. Mit Trailschuhen wäre man vollkommen "overdressed" gewesen.
Daher galt die Aufregung weder dem Anspruch des Untergrundes, noch der Distanz. Beides habe ich erfolgreich schon mehrfach bewältigt. Aber diese Höhe... und diese Steigungen... ohje!
Ausgerüstet mit Trinkrucksack und Respekt vor den Bergen, aber dennoch guter Laune ging es dann los. Rein für die Verpflegung hätte ich den Trinkrucksack wohl kaum benötigt, jedoch fühlte ich mich sicherer mit etwas zusätzlichem Wasser (schließlich wurde es an diesem sonnigen Tag mit blauem Himmel doch recht warm) und für den Fall, dass es oben kalt werden sollte hatte ich auch noch was zum überziehen dabei. Mit dem Wetter in den Bergen... man weiß ja nie, wie sich an meinem Geburtstag zwei Tage später noch rausstellte. Aber diese Schweinerei, (im wahrsten Sinne des Wortes) erwähne ich mal an anderer Stelle.


Bis Zermatt, das entspricht in etwa einem Halbmarathon, geht es nur mäßig bergauf. Insgesamt 500 Höhenmeter, kein Grund zum wandern also. Wir laufen auf Asphalt, abschnittsweise durch die verschiedenen Orte und hin- und wieder begleitet von der Matterhorn-Gotthard-Bahn aus der uns viele Menschen anfeuern. Was ich hier an Stimmung erlebt habe, das hätte ich nicht erwartet! Bislang bin ich zwei große Stadtmarathons gelaufen: Frankfurt und Freiburg. Bei beiden herrschte gute Stimmung, aber gegen diesen Lauf war das nix! Ich hatte das Gefühl, dass alle, die auch nur halbwegs in der Umgebung leben, an diesem (und vermutlich auch an den anderen Tagen) zum helfen kamen. Und wer nicht helfen konnte, war wohl zum anfeuern da. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Einzigartig!!! Ich bin immer noch fasziniert!
Bei etwa km 17 läuft ein Läufer auf mich auf und als ich mich umdrehe, entdecke ich Adam. Ich freue mich darüber, dass er mich eingeholt hat und er möchte mich bis Zermatt begleiten.  Er übernimmt dann auch die Sache mit der Kamera, so dass ich mich dem widmen kann, wegen dem ich ja eigentlich hier bin: dem laufen. Als Genussläufer darf man aber auch mal stehen bleiben, um den Moment festzuhalten, so!
Wenn das mal keinen Schwung gibt...

einer der wenigen ruhigen Abschnitte auf der ersten Hälfte




In Zermatt war die Stimmung immer noch gut, wenn auch nicht vergleichbar mit den kleineren Dörfern zuvor. Und jetzt ist Schluss mit Lustig. Nun wird's anstrengend! 1. Zwischenziel: Sunnegga, bei km 32. (2288 m ü.M.)
Kurz hinter Zermatt, als es wieder etwas ruhiger auf die Natur zuging bekam ich dann erste Probleme mit der Luft. DAS kann doch nun wirklich nicht sein! Ich befinde mich auf etwa 2000 m Höhe und krieg keine Luft mehr? Wie soll ich denn die restlichen 1100 überstehen?

Stimmung in Zermatt





Mein Begleitläufer hat sich spontan dazu entschlossen, mich ein paar weitere Kilometer zu begleiten, woraufhin ich ihn natürlich keinesfalls verjagen wollte. Jemand der die Fotos macht während ich genieße, mir den Schwamm mit Wasser füllt damit ich mich damit abkühlen kann... das ist doch nicht verkehrt! ;-)
bin schon dabei... immer schön schneggen! ;-)

So erreiche ich das 1. Zwischenziel auch ohne größere Komplikationen, jedoch immer mal wieder mit größeren Wanderabschnitten, weil "ich hab ja keine Puste mehr!"

und nun: das Matterhorn!

Sunnegga erreicht!
Es geht weiter stetig bergan, den "Tobleroneberg" immer mehr oder weniger im Blick. Eher mehr als weniger. Was sich auf dieser Distanz den läuferischen Augen bietet, ist einfach unbeschreiblich! Der Himmel ist blau, die Sonne scheint. Weite Sicht auf die vielen Viertausender, strahlend grüne Wiesen. Da vergisst man doch glatt, dass man eigentlich gerade noch dachte, man nähere sich dem Erstickungstod.
Das zweite Zwischenziel, und damit das letzte, bevor es "so richtig krass" daaaaaa rauf geht, ist die Riffelalp bei km 39, die zwar etwa 60 Hm unterhalb von Sunnegga liegt, aber wir wären nicht in den Bergen, gäbe es hier nicht vorher auch nochmal eine kleine Steigung. Da das Gefälle aber insgesamt doch größer ist auf diesen fast 7 km, laufen die sich erstaunlich gut. Auch "die Puste" läuft wieder. ähm, also funktioniert wieder. Ist wieder da. Passt.

An der Riffelalp sehen wir die letzte größere Menschmenge -vor dem Ziel-. Verpflegung, Guggemusik, nette Stimmung geben Schwung für die letzten 6 km, die mit guten 800 Höhenmetern bei dünner Luft durchaus als anstrengend bezeichnet werden dürfen.








Riffelalp

Die letzten km waren sehr weit entfernt von dem, was man als laufen bezeichnen kann. Wandern, und immer mal wieder stehen bleiben, weil ich einfach keine Luft mehr bekommen hab. Übrigens hatte ich auch hier immer noch einen geduldigen Begleiter. Immer mehr Schneefelder wurden sichtbar, in diesem Jahr hat es noch bis in den Sommer hinein geschneit. Um genau zu sein, bis zur letzten Woche. Umso gespannter war ich natürlich im Vorfeld, was das für den Ultramarathon bedeuten würde. Beim Bergwetter weiß man ja nie... Der Schnee wurde jedoch geräumt, neuer fiel nicht und so konnten wir recht bequem die letzten Höhenmeter in Angriff nehmen.
Gornergratbahn



das war noch viel viel steiler, als es aussah! ;-)

ein "bisschen" Schnee

bei der Höhe und den zurückgelegten Höhenmetern darf man auch mal leidend aussehen!
geschafft!

und dann nochmal mit Matterhorn im Hintergrund posen ;-)

Fazit: Diesen Lauf würde ich sofort wieder laufen. Auch als Anfänger im Bergultrabereich, da das Gelände technisch nicht sonderlich anspruchsvoll ist. Nur genug Puste, die sollte man mitbringen ;-)

Distanz: 45,5 km. Steigung gesamt: 2458 m. Gefälle gesamt: 444 m