Freitag, 4. Oktober 2013

Berlin Marathon

Springen wir mal eben zurück in den Oktober 2011. Im Laufe der ersten Tage nach dem Berlin Marathon taucht bei mir immer wieder, wohl auch bedingt durch die vielen Erzählungen meiner Läuferbekanntschaften, der Gedanke endlich mal einen Marathon zu laufen auf. Von "ein Traum, wär ja mal ganz schön", zu "der erste wird der 40. Berlin Marathon sein" reift diese Spinnerei weiter.
Zwei Jahre Zeit zum trainieren, in diesem Jahr den ersten Halbmarathon gelaufen- wie gut, dass ich ein Dickkopf mit
großer Freude an meinem liebsten Hobby bin. Sonst hätte ich in dieser Zeit das Vorhaben wohl noch öfter über Bord werfen und wieder von vorne beginnen können. Wenn was da war, dann Zeit.
Fleißig verlängerte ich nach und nach die Strecken bis ich ganz unverhofft im August 2012 auf 50 km war. Ähm ja. Ging ja dann doch schneller als geplant. Von einmal in den Kopf gesetzten Gedanken lasse ich mich aber auch nicht abbringen, und so schaffte ich es einen der begehrten Startplätze zu bekommen.

In der Zwischenzeit hab ich festgestellt, dass mir Straßenmarathons eigentlich nicht so sehr liegen. Schöner war es für mich immer, durch die Landschaft zu laufen; in die Ferne zu sehen, oder durch dichte Wälder zu stapfen. Blumen und Kräuter wahrzunehmen und dabei zu überlegen, ob mir noch die botanischen Namen und alle Wirkungen einfallen (fällt das unter Berufskrankheit?), an heißen Tagen in der Sonne zu überlegen, ob man schneller laufen soll, damit man schneller wieder unter den schattenspendenden Bäumen ist, die Ruhe zu genießen, wenn es ein kleinerer Lauf ist, und das rascheln der Blätter und der knackenden Äste unter den Füßen zu hören und zu spüren.
Ein weiterer Vorteil des Landschaftslaufs ist auch nicht von der Hand zu weisen: Nix mit Bestzeitenjagd. Das kommt den Schnecken wie mir doch sehr entgegen :-)
Schade ist es aber, wenn man nicht trotzdem ab und an mal über den Tellerrand schaut und mal wieder was anderes ausprobiert.
Also, ab in die Stadt, den Trubel, die Menschenmassen

Los ging die Reise Samstags, klimafreundlich mit der Bahn ab Frankfurt/Main. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Gläschen Sekt ausreicht um die Welt noch ein klein wenig bunter zu sehen. War aber auch wirklich nur eins :-)

Die Marathonmesse bereitete mir im Vorfeld ziemlich große Sorgen. Gäbe es die sozialen Netzwerke wie Facebook nicht wäre wohl alles nur halb so wild für mich gewesen. Doch durch die Bilder und Kommentare diverser Läufer rechnete ich schon mit einer Wartezeit von einer Stunde. Letztlich waren es 20 min. Irgendwie noch zu verschmerzen, schließlich ist ja auch alles garnicht so schlimm. Man ist ja unter Läufern und die sind ja nun wirklich meist ein friedliches Völkchen.
Nachdem Mel noch ein paar "Tiger" (Tiger Balm Team) aufgetrieben hat schlossen wir uns zusammen auf der Suche nach Don Giovanni. Essen. Hunger.
S-Bahn, U-Bahn. Ich weiß garnicht, was wir alles gefahren sind. Am Brandenburger Tor angekommen waren die Skater noch unterwegs, wir mussten also noch einen Umweg nehmen. Wollten ja den Rest zu Fuß gehen, da uns die Fahrt für 3 U-Bahn Stationen als unnötig vorkam.
Hätten wir das mal lieber gemacht. Es soll ja Leute geben, die werden unausstehlich wenn sie Hunger haben oder durstig sind. Ich nenne hier nicht die Namen, der zwei betroffenen Personen. Aber ich gestehe, ich gehöre auch dazu. Glücklicherweise kam es aber nicht zum Ausbruch von Streitereien, vorher wurden wir fündig und mit leckerer Cola, Weizenbier und co erlöst.

Sonntag. Marathontag.
Jetzt komm ich endlich mal auf den Punkt. Ich hab früher in der Schule schon immer gerne Einleitungen geschrieben.
Wenn ich das, was ich dort erlebt habe stichpunktartig zusammenfassen sollte, würde ich es folgendermaßen tun: Menschen, noch mehr Menschen, eng, schönes Wetter, nette Menschen, tolle Stimmung, langsam, Angst weil wenig trainiert, Angst weil Fußschmerz, Angst vor DNF, viel Spaß, super Laune, nie wieder Powerbar Iso.


In ausführlicher Form kann ich es kaum beschreiben. Man muss es schon einfach mal erlebt haben. Soviele Menschen, das ist einfach nicht vergleichbar. Ich war letztes Jahr in Frankfurt, jedoch war das lange nicht das gleiche. Diese Massen in Berlin- gigantisch. Keinesfalls beängstigend, die Stimmung war super, fröhlich, ausgelassen. Es ging zwar nur langsam voran bei der Kleiderbeutelabgabe und auch beim anschließenden in den Startblock stellen, doch wusste man ja dass man nicht der einzige war dem es so ging. Also, cool bleiben.
Eine Stimmung zu beschreiben ist schwierig. Das perfekte Läuferwetter- Sonnig aber kühl, die netten Menschen um einen rum, die Musik; all das verursachte Gänsehaut.
So feierten wir mit: Die erste Startwelle, die zweite. Und bei der dritten ging es dann endlich auch für uns los. Zu viert liefen wir. Mit der Absicht, eine gemütliche Sight-Running Tour zu machen, da wir alle mehr oder weniger vorher angeschlagen waren: Mel lief in der Woche davor schon einen Marathon und wollte vier Tage später den nächsten laufen, Anja und Maria hatten wegen Verletzungen Trainingsrückstand und auch mein Training verlief seit Juli nicht so wie ich es gerne gehabt hätte und nachdem sich mein Fuß 10 Tage vor dem Marathon entzündete dachte ich wie Maria und Anja daran, evtl auszusteigen, wenn es zu schlimm würde.
Da man aber ganz am Anfang nicht an ein DNF denken sollte, sondern einfach mal alles gibt was man kann und dann weiter sieht haben wir beschlossen langsam zu machen und gleichmäßig zu laufen.
Also: Arm nach oben, Zeigefinger raus: Mädels, mir nach! 
Zumindest die Strategie ging auf, denn ins Ziel liefen wir vier freudestrahlend gemeinsam ein.
Die Strategie die nicht aufging war die mit der Sightrunning-Tour. Von den Sehenswürdigkeiten haben wir nämlich nichts mitbekommen. Zumindest ich nicht. Mel verkleidete sich als Tiger, was natürlich für ordentlich Aufmerksamkeit und vor allem heitere Stimmung sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Läufern sorgte. Und davon lässt man sich zwangsläufig einfach anstecken, jedenfalls wenn man das ganze eh nicht so ernst nimmt.
Zudem hat uns Maria noch ein paar Kochrezepte verraten. Wozu so ein Marathon doch alles gut ist! Ich hoffe auf baldige Einladung.:-)
Besonders gefreut haben wir uns auch, als unterwegs ein Zuschauer ein Pappschild hochhielt mit den Worten "World Record W. Kipsang 2:03:23" Was für eine wahnsinnige Leistung. Gefreut haben wir uns darüber riesig und das gleich kundgetan!

Im Ziel bekamen wir die Medaille, wie wir am Abend erfuhren nicht selbstverständlich. Denn irgendwann waren die Medaillen aus. Ich finde das unheimlich schade. Mag mir nicht vorstellen, was einem da durch den Kopf geht, wenn man sich abgemüht hat mit dem Wunsch gleich die Medaille zu bekommen und dann heißts "sie bekommen eine nachgeschickt" na danke auch.

Abschließend kann ich sagen froh zu sein, dran teilgenommen zu haben. Das Erlebnis einfach mal mitgemacht zu haben. Es war schon toll. Ein weiteres Mal wird das aber nicht vorkommen, was verschiedene Gründe hat.

Und das, was man in Berlin an hohem Startgeld zahlt, kann man in den Kneipen wunderbar sparen:


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